Biederitzer Kantorei
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Die Partnerschaft der Biederitzer Kantorei mit dem Kirchenchor Steffisburg aus der Schweiz

Von Eberhard Nitschke

Seit Mitte der 80-er Jahre – damals über eiserne Ost-/West-Block-Barrieren hinweg beginnend – hat sich eine Freundschaft zwischen den Pastoren Karl Scholl von Biederitz aus der evangelischen Kirchenprovinz Sachsen und Oskar Leuenberger aus der reformierten Kirche von Steffisburg bei Thun im Kanton Bern (Schweiz) entwickelt. Nach der Wende wurde sie zum Ausgangspunkt für eine rege Partnerschaft zwischen der Biederitzer Kantorei und dem Kirchenchor Steffisburg.

Im fünften Jahr ihres Bestehens war die Kantorei den Kinderschuhen entwachsen und hatte erste Meriten im Magdeburger Raum erworben. Von da an schielten ihre Mitglieder – und an der Spitze natürlich der Kantor – neugierig über Landes- und Bundesgrenze hinweg ins Ausland. Die pastorale Verbindung in die Schweiz bot für eine Kontaktaufnahme beste Voraussetzungen. Im September 1994 folgten dann so viele Biederitzer Sängerinnen und Sänger – einige davon in Begleitung von Kindern, Enkeln, Oma und Opa – der freundlichen Einladung nach Steffisburg, dass die Übernachtungsmöglichkeiten bei den Chormitgliedern des Kirchenchores nicht ausreichten.

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Das war allerdings für die gastfreundlichen Schweizer kein Problem, da auch einige nicht zum Chor gehörende Steffisburger gern einen oder mehrere Gäste aus Biederitz aufnahmen. Diese zunächst mehr zufällige Begegnung von Steffisburgern und Biederitzern in ihren Wohnungen, d.h., in ihrem ganz privaten Umfeld, wird bis heute, also über nunmehr 18 Jahre hinweg intensiv genutzt.

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Die daraus entstandenen Freundschaften werden die Zeit überdauern, in denen regelmäßige Chortreffen – bisher alle zwei Jahre abwechselnd in Steffisburg oder Biederitz – durchgeführt werden können. Denn der Kirchenchor Steffisburg leidet, wie viele Chöre auch bei uns, an Nachwuchsmangel. Das Durchschnittsalter der Sängerinnen und Sänger ist zwischenzeitlich schon so hoch, dass über das Ausklingenlassen der regelmäßigen Chorbesuche nachgedacht wird.

Und so ist es gut, dass seit einigen Jahren gegenseitige Besuche auf rein privater Grundlage abgestattet werden, die völlig unabhängig von organisierten Chortreffen sind. Damit bleibt der Kontakt auch weiterhin nach Steffisburg erhalten und es schließt sich der Freundschaftskreis, der mit den Pastoren Leuenberger und Scholl begonnen wurde – allerdings erweitert um einige neue Freundschaften.

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Was bleibt ist die Erinnerung an das ursächlich Verbindende zwischen beiden Chören: das gemeinsame Singen innerhalb der Gottesdienste und Konzerte, wie z.B. im Kirchenpavillon auf der BUGA 1999 in Magdeburg.

Aber auch bei den durch die Biederitzer Kantorei erst in Steffisburg eingeführten Postprobien – das sind an die Chorprobe anschließende gesellige Abende – wurde natürlich gesungen, wie auch bei den Begrüßungs- und Abschiedsabenden.

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Dabei ging es nie ohne das innerhalb des Steffisburger Kirchenchores umstrittene „Bueb vom Trueb“ ab, ein typisches Emmentaler Heimatlied in Schwizerdütsch mit eigenem Aufführungsritus. Die Biederitzer brachten in gleicher Kontinuität ihr nicht weniger umstrittenes „In einer Meierei“ (gemeint ist dabei natürlich die Kantorei!)“ zu Gehör und so ging die abendliche Stimmung selbst für schweizer Verhältnisse relativ schnell ihrem Höhepunkt entgegen.

Allerdings ist jeder Besuch durch den Gastgeber auch dazu genutzt worden, den Gästen die Heimat touristisch näher zu bringen. So hat die Kantorei die Schönheiten vor allem des Berner Oberlandes mit dem Thuner und Brienzer See, mit Eiger, Mönch und Jungfrau, mit Niesen, Stockhorn und Niederhorn, mit Trümmelbachtal, Grindelwald, Haslital, Simmental, Interlaken, Spiez und selbstverständlich von Steffisburg und Thun kennen und lieben gelernt. Aber auch die Schweizer Hauptstadt (und Heimstatt der in Deutschland berühmt berüchtigten Schweizer Konten) Bern, das deutsch-französisch sprachige Murten, das Emmental mit seinem wunder-baren Käse und die KWO Werke an den Grimsel-Stauseen wurden besucht.

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Die Biederitzer zeigten – außer Biederitz und Magdeburg natürlich – Berlin, Potsdam mit Sanssouci, Dresden, Wörlitz und Quedlinburg. Dazu gehörte auch eine Schifffahrt auf der Elbe und das Wasserstraßenkreuz.

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Die Biederitzer Kantorei ist dankbar für die wunderbare Freundschaft, die sich zwischen den Sängerinnen und Sängern beider Chöre entwickelt hat und erhalten bleiben wird.


Siehe auch

Galerie Schweiz