Biederitzer Kantorei
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Es begann mit einer Männerfreundschaft

Von Astrid Koch

Im Jahr 1986 lernten sich auf einem Kongress für kirchlichen Fernunterricht die beiden Pfarrer, Dr. Karl Scholl aus Biederitz und Oskar Leuenberger aus Fahrni bei Steffisburg aus der Schweiz kennen und schätzen.

Schon bald nach der Öffnung der Grenzen der ehemaligen DDR entwickelte sich zwischen den Familien der beiden Herren eine herzliche Freundschaft. Sie besuchten sich gegenseitig. Bei diesem Zusammensein wurde der Gedanke geboren, eine Chorpartnerschaft ins Leben zu rufen, denn Oskar Leuenberger und seine Frau sangen im Kirchenchor von Steffisburg und Dr. Karl Scholls Sohn Michael ist Kirchenmusiker und hatte im November 1989 einen Chor, die Biederitzer Kantorei, gegründet.

Im September 1994 kam es zu einem ersten Treffen beider Chöre in der Schweiz. Der Gegenbesuch fand ein Jahr später in Biederitz statt. Man verständigte sich dabei auf einen zweijährigen, wechselseitigen Rhythmus.

Im Laufe der Jahre hat sich zwischen beiden Chöre eine herzliche Verbundenheit mit privaten Freundschaften entwickelt. Die Begrüßung zur Ankunft ist jeweils sehenswert. Da wird ein roter Teppich zum Gaudi aller auf dem Magdeburger Bahnhof ausgerollt, da werden große Kunstblumen geschwenkt, da wird gerufen, gejubelt, man liegt sich in den Armen, Ständchen werden gebracht, es herrscht eine große Freude auf beiden Seiten.

Sowohl die Steffisburger als auch wir aus Biederitz versuchen, den Gästen das eigene Land mit seiner Kultur und seinen Gepflogenheiten näher zu bringen.

So unternahmen wir bisher unter anderem Ausflüge und Besichtigungen nach Jerichow, Wörlitz, Sanssouci und Naumburg. Im Wörlitzer Park blühten die Rhododendronsträucher. Unsere Steffisburger Freunde konnten sich gar nicht an dieser Farbenpracht satt sehen. Nach dem Parkrundgang ließen wir uns während einer Gondelfahrt mit Kaffee und Kuchen bewirten, nebenbei die uralten Bäume, das Schloss und die kleinen Tempel bewundernd.

In der Schweiz fuhren unsere Gastgeber mit uns zu einer Käserei ins Emmental und zeigten danach noch andere Sehenswürdigkeiten, wie Kirchen, Burgen und besonders schöne Ausblicke in die majestätische Bergwelt des Berner Oberlandes. Außerdem besichtigten wir Thun, Murten mit seiner Burganlage und die alte Römerstadt Anvenches.

Bei jedem Besuch steht natürlich auch ein Konzert auf dem Plan und, wie könnte es anders sein, danach eine gemeinsame, feucht-fröhliche Feier. Zu fortgeschrittener Stunde machen beide Chöre ihrem Namen Ehre - sie singen, teils allein, teils gemeinsam. Die Heiterkeit erreicht ihren Höhepunkt, wenn der eine Chor versucht, die Volkslieder des anderen mitzusingen. Es gelingt uns denkbar schlecht, die Schweizer Mundart nachzuahmen.

Diese Gemeinschaft ist für beide Chöre eine große Bereicherung!


Siehe auch

Galerie Schweiz