Biederitzer Kantorei

Zu Besuch bei Freunden

Von R. Gogolok, 2010

Während der Europäischen Nacht der Chöre haben wir den Chor der Stadt Radom – Sancti Casimiri Cantores Radomienses in der St. Petrikirche in Magdeburg im April 2008 begrüßt. Die Radomer präsentierten ein sehr interessantes Repertoire an volkstümlichen und geistlichen Liedern.

Nach dieser Vorstellung ist die Biederitzer Kantorei zum Gegenbesuch in die Magdeburger Partnerstadt Radom eingeladen worden.

Anlässlich der Radomer Tage 2010 begann die Kantorei mit der umfangreichen Vorbereitung des Besuches während der Radomer Tage vom 11. bis 26.06.2010. Nach vielen Proben und Vorbereitung des Chorkonzertes begaben sich die Mitglieder des Chores auf die Reise nach Radom. Der Chor wurde begleitet durch den Vorstand der DPG Deutsch – Polnischen Gesellschaft Sachsen–Anhalt und einige Magdeburger.

Nach einer langen Fahrt kamen wir gegen Abend in Radom an. Die Radomer und die Mitglieder des Radomer Stadtchores bereiteten uns einen herzlichen und freundlichen Empfang, der die Mühen der Reise vergessen ließ. Nach einem deftigen Abendbrot wurden wir nochmals mit dem Besuchsprogramm vertraut gemacht.

In freudigen Erwartung fuhren wir in das Museum für Volksinstrumente im Wasserschloss in Szydłowiec und wurden durch die Vielzahl der dort originellen Instrumente überrascht. Es wurden uns die Zusammensetzung der traditionellen polnischen Volkskapellen von Großpoler über Masovien bis zum Gebiet der Vorkarpaten und zahlreiche Volksinstrumente vorgestellt und vorgespielt. Dieses Museum ist ein sehenswerter Kleinod und eine einzigartige Sammlung von Unikaten der polnischen Volkskunst.

Anschließend besuchten wir das Zentrum der polnischen Bildhauerkunst im Palais und Park Orońsko. Dieses Anwesen ist durch den Maler und Kunstprofessor der Münchener Universität, Josef Brandt zum Ende des XIX. Jahrhunderts erworben worden und im Verlauf der Zeit zum Zentrum der polnischen Bildhauerkunst umgestaltet worden. Die Skulpturen sind im weitläufigen Naturpark aufgestellt und präsentieren die moderne Gegenwartskunst polnischer Bildhauer.

Voller Eindrücke und müde kamen wir ins Hotel zurück und bereiten uns für einen Grillabend vor. Im Jugend und Kinderzentrum „Arka“ der Kirche des hl. Wenzels vor wurden enthusiastisch durch die Mitglieder des Radomer Stadtchores begrüßt, die hier zusammen mit uns und ihren Kindern den Abend am Lagerfeuer ausklingen wollten.
Hintereinander sangen abwechselnd beide Chore ihre Lieder und verständigten sich damit, Dieser Abend wurde zu Gesprächen und Meinungsaustausch zwischen alten Bekannten genutzt. Die gemütliche Runde wurde nur durch einen Regenguss unterbrochen.

Am Samstag - vor dem Konzert - besichtigten wir die Stadt, die anlässlich der Radomer Tage festlich geschmückt war und im Spaziergang einen guten Eindruck bei uns hinterließ. Wir sahen die Wallanlage Piotrówka, die als Geburtsstätte der Stadt im IX. Jahrhundert gilt und gingen danach in die älteste Kirche Radoms, in die spätgotische Kirche des hl. Wenzels und wurden hier mit der wechselvollen Geschichte dieser Kirche vertraut gemacht. Einst Warenlager in der österreichischen Besatzungszeit wurde sie während der Teilung Polens unter zaristischen Verwaltung als Gefängnis und Deportationsstätte nach Sibirien genutzt. Beginnend ab 1978 wurde sie umfangreich rekonstruiert und wieder als sakraler Bau geweiht und den Christen Radoms übergeben. Eine sehr sehenswerte Kirche.

Das feierliche Konzert der Biederitzer Kantorei war fester Bestandteil des Programms für die Feierlichkeiten anlässlich des 650. Jubiläums der Grundsteinlegung für die Pfarrkirche des hl. Johannes d. Täufer innerhalb der Radomer Tage. In der vollgefühlten Kirche nahmen viele Radomer am Konzert in dieser Pfarrkirche teil. Die Mitglieder der Biederitzer Kantorei unter der musikalischen Leitung von Michael Scholz führten anspruchsvolle Werke von Johann Sebastian Bach und von Felix Mendelsohn-Bartholdy auf. Am Konzert nahmen sehr viele Radomer teil.
Das Chorkonzert wurde als vorletzte Feierlichkeit im Juni anlässlich des 650–jährigen Bestehen der Pfarrkirche veranstaltet.

Als Krönung des Konzerts ist zweifelsohne die gemeinsame Aufführung von Händels "Halleluja" durch die Biederitzer Kantorei und den Radomer Chor zu nennen. Nach kurzer Vorbereitung und Einsingen sangen die Chöre dieses Stück.
Es war sicherlich die weltweite und einmalige Uraufführung dieses Werkes in polnischer Sprache durch die Radomer und in Englisch durch die Biederitzer.

Das auf hohem Niveau aufgeführte Konzert wurde vom Publikum immer wieder mit schallenden Applaus begleitet und zum Schluss bekam der Chor Annerkennung und Ovationen des Publikums, das aufgestand und den Biederitzer Chor verabschiedete.

Bei dem gemeinsamen Abendessen wurden das Konzert ausgewertet. Immer wieder wurden die Gespräche unterbrochen durch Lieder, die die polnischen Gastgeber und ihrer Biederitzer Gäste abwechselnd intonierten. Bei weiteren Liedern klang ein unvergesslicher Abend aus. Die herzliche Gastfreundschaft der Radomer bleibt uns lange in Erinnerung.

Am Sonntag mussten wir Abschied nehmen von unseren polnischen Freunden. Die Radomer wurden erneut zur Europäischen Chornacht 2012 nach Magdeburg eingeladen. Von den zahlreich versammelten Radomern verabschiedeten wir uns tränenreich und traten die Heimreise an. Während des gesamten Aufenthaltes wurden wir freundschaftlich und herzlich von den Radomern begleitet und möchten an dieser Stelle für die tadellose Organisation und die Vorbereitung des Konzertes recht herzlich bedanken. Wir denken, dass mit diesem Besuch unzertrennbare Pflöcke in der Partnerschaft zwischen beiden Chören eingeschlagen wurden.


Siehe auch

Galerie Radom 2010