Biederitzer Kantorei

Eine Bildungsreise nach Strasbourg

Von Luise Mielke und Katharina Berger, 2004

Aufgrund der europäischen Aktivitäten der Biederitzer Kantorei mit Chorbegegnungen in Spanien, Italien und der Schweiz wurde der Chor im vorigen Jahr zu einem Besuch beim Europäischem Parlament in Strasbourg eingeladen.

Herr Dr. Horst Schnellhardt, Mitglied des Europäischen Parlaments, bot uns die Möglichkeit, die Europäischen Einrichtungen in Strasbourg kennenzulernen und die Arbeit im Europäischen Parlament hautnah mitzuerleben.

Toll, 4 Tage Strasbourg und Umgebung, es sollte ein Erlebnis werden. Herr Thomas Krüger, der persönliche Referent Dr. Schnellhardts, begleitete uns fürsorglich, freundlich und kenntnisreich auf der ganzen Reise. Dankeschön!

Sonnabend:
7 Uhr - die Busfahrt begann mit stürmischem Regen, nahe Braunschweig zeigte sich ein fantastischer Regenbogen - doch beim Stadtrundgang in Heidelberg strahlte die Sonne. Unterwegs wurde auf das Wohl einiger Geburtstagskinder angestoßen und gesungen und in Windeseile mitgebrachte Vorräte verzehrt. Am frühen Abend erreichten wir unser Hotel in Oberkirch, nahe der französischen Grenze und ließen den Tag mit der Geburtstagsfeier ausklingen.

Sonntag:
Auf dem Plan stand eine Schwarzwaldrundfahrt. Als wir in den Bus stiegen, begann der Regen, der etwas höher in Schnee überging: In 900 m Höhe musste die Fahrt wegen starken Schneefalls, Sturm und Nebel unterbrochen werden, bis ein Scheepflug die Abfahrt nach Freudenstadt ermöglichte. Die Pause wurde von einigen zu einer zünftigen Schneeballschlacht genutzt - mancher rannte währenddessen seinem vom Kopf geblasenen Hute hinterher ...

Nach kurzem Chor-Gesang-in-einer-Kirche und einem netten Päuschen bei Bocki & Wein ging es weiter. Über Wolfach und Elzach kamen wir nach Waldkirch, wo uns im Elztalmuseum eine tolle Orchestrionmusik empfing. Spontan fand sich ein Tanzpaar zu dem Walzer und die anderen schunkelten ausgelassen mit. Weitere Musikautomaten wurden aus ihrem Dornröschen-Schlaf gerissen und entzückten uns mit Tschingderassabum im Sound des frühen 20. Jahrhunderts. Sogar ein völlig verstimmtes Klavier wurde - trotz "Verbot" - von Uli zum Leben erweckt.

Dann ging es weiter zur Weinverkostung in einer Winzergenossenschaft in Durbach. Ein ehemaliger Winzer - der "Nachwuchsrentner", wie er sich vorstellte - führte uns durch die Anlagen und die Weinkeller und verstand es vorzüglich, uns bei der Weinprobe mit heiteren Versen und Anekdoten zu unterhalten. Wir bedankten uns mit mehreren Ständchen, die immer besser wurden, je mehr wir den Wein gekostet hatten ... Einige Flaschen des köstlichen Roten und Weißen wanderten natürlich im Handgepäck mit nach Hause.

Montag:
Nun ging es endlich nach Strasbourg. Bei der Stadtrundfahrt - unter Führung einer alteingesessenen Strasbourgerin - gab es viele Geschichten und wurden die wichtigsten Gebäude der Stadt und europäische Einrichtungen vorgestellt. Höhepunkt war sicherlich der Besuch des Strasbourger Münsters: 142m hoch präsentiert sich das gotische Bauwerk reich verziert innen und außen. Wie zuvor in anderen Kirchen nahmen wir auch die Gelegenheit im Münster wahr, einige Choräle und Gospels zu Gehör zu bringen - schließlich waren wir ja auf einer Chorfahrt.

Im vornehmen Gobelinsaal des Strasbourger Rathauses empfing uns ein Stadtrat in Vertretung der Oberbürgermeisterin. Nachdem der Stadtrat sein Grußwort an uns gerichtet und der Vorsitzende des Förderkreises Biederitzer Kantorei Prof. R. Szibor mit der Übergabe der CD mit der "Gekreuzigten Liebe" dies erwidert hatte, sangen wir als Dank für den freundlichen Empfang aus unserem Repertoire. Gesang macht bekanntlich hungrig und durstig - insofern passte die anschließende Überraschung wunderbar: Es gab einige elsässische Leckereien, besonders delikaten Gugelhupf (dessen Rezept wir mitnahmen), aber auch regionales Bier und Wein.

Anschließend ging die Fahrt entlang der Elsässischen Weinstraße gesäumt von den Vogesen nach Colmar, einer Stadt mit wunderschönen, alten Fachwerkhäusern und dem "Unter Linden Museum" mit dem berühmten Isenheimer Altar von Matthias Grünewald.

Zurück in Strasbourg nutzten wir die Gelegenheit für einen Bummel durch die anheimelnde Altstadt in der Abenddämmerung. Am Abend gab es ein gemeinsames Abendessen mit Herrn Dr. Schnellhardt im berühmten Restaurant "Le Gruber", mit elsässischen Spezialitäten und interessanten Gesprächen. Herr Dr. Schnellhardt fand Zeit, sich an jedem Tisch mit den Chormitgliedern zu unterhalten und auf ihre Fragen einzugehen. Auch zwei Studentinnen, die derzeit ihr Praktikum beim Europäischen Parlament absolvierten, erzählten von ihren Europaerfahrungen.

Dienstag:
Am frühen Morgen fand eine Diskussionsrunde mit Herrn Dr. Schnellhardt im Haus der Parlamentarischen Gesellschaft in Strasbourg statt. Er gab einen Überblick über die Arbeit im Europäischen Parlament und diskutierte mit den Chormitgliedern verschiedene Fragen.

Danach ging es zum Europäischen Parlament. Der samtblau ausgestattete Sitzungssaal befindet sich unter einer mächtigen, von außen mit Holz verkleideten Kuppel, die selbst von einem halbkreisförmigen riesengroßen lichtdurchfluteten Halbrundbau umarmt wird. Unter der Decke des Saales gibt es eine kreisrunde Galerie für die Besucher. Von dort erlebten wir die Debatte der Abgeordneten und die anschließende Abstimmung über verschiedenste Gesetzesvorlagen. Die Diskussionsbeiträge werden im Übrigen in 11 Sprachen simultan über Kopfhörer übertragen.

Dieser Besuch war ein würdiger Abschluss. Nach einem weiteren Gespräch mit Dr. Schnellhardt zum allgemeinen Tagesgeschäft des Parlaments und einem gemeinsamen Foto vor der Europafahne und den Fahnen der Mitgliedstaaten verabschiedeten wir uns von Herrn Dr. Schnellhardt und traten die Heimreise an.

Bei allen, die dafür sorgten, dass die Reise rundum zu einem großen Erlebnis wurde, bedanken wir uns herzlich!

Ein besonderes Dankeschön gilt unserem freundlichen und umsichtigen Busfahrer Herrn Becker (Becker Busreisen Langenstein).